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Männerprojekte

Ein Baumhaus bauen, ein neues Regal zimmern, einen hölzernen Boden auf dem Balkon auslegen oder ein ausgeklügeltes Lichtsystem installieren. Immer wieder gibt es diese gearteten Aufgaben, die man als Mann (und männliches Stammensoberhaupt der Familie) selbst in die Hand zu nehmen hat – und man will es eigentlich auch. Dabei von einem „Projekt“ zu sprechen macht in meinen Augen ziemlich viel Sinn, denn die Durchführung dieser teils komplexen Arbeiten benötigen in den meisten Fällen eine saubere, vorgängige Planung. Wenn wir uns das Baumhaus-Beispiel nochmals vor Augen führen, wird schnell klar, dass sich eine Planung wohl auch positiv auf die spätere Stabilität, Tragfähigkeit und das Erscheinungsbild des Gebildes auswirken wird. Bei kleineren Arbeiten, wie ein Bild aufzuhängen, ist oftmals weniger vorgängige Überlegung notwendig. Wobei auch diese Zeit nicht schlecht investiert zu sein scheint, wenn wir daran denken, dass in den Wänden einer Wohnung eine für mich unbestimmbare Anzahl von Schläuchen, „wichtigen“ Kabeln und Rohren verläuft. Die Beschädigung von solchen Dingen würde ich vermeiden wollen, daher ist auch da eine – wenn auch kleine – planerische Vorarbeit nötig. Sobald wir uns einen groben Überblick über die Sachlage verschafft und nun auch ein ungefähres Bild über das Endergebnis vor dem inneren Augen haben, können die weiterführenden Schritte zur Umsetzung eingeleitet werden.

Zugegeben, ab und zu funktioniert es auch gerade anders herum. Dem dringlichen Wunsch nachgebend, diese ausgewöhnlich coolen LED-Panele zu installieren (die sich über eine App mit sagenhaften Funktionen steuern lässt), suchen wir nach tollen Möglichkeiten und Win-Win Situationen, wo wir diese Anschaffung gewinnbringend einbringen können. Sobald die Saat der prächtigen Idee ausgestreut ist und das Projekte das notwendige Minimum an Akzeptanz gewonnen hat, beginnen auch an diesem Punkt die „internen“ Überlegungen zur Planung, wenn dies nicht längst geschehen ist.

Die Männerprojekte müssen auch nicht Baumhäuser sein. Baumhäuser sind ziemlich klischeebehaftete, klassische Konstrukte, die wir heute fast mehr im Fernseher antreffen als bei unseren Nachbarn oder bei uns selbst. Ich bin handwerklich nicht gerade immer der selbstsicherste Mensch und fühle mich dabei jeweils wie ein kleiner Junge. Mit Leim im Gesicht. Bei technischen Installationen bei denen eine Affinität zu Elektronik (und digitalen Spielereien) von Vorteil ist, erwacht jedoch Erfindergeist in mir, die ich in vollen Zügen geniesse und auskoste. Selbst wenn Planung und die nötigen Vorbereitungen viel Zeit & Mühe kostet, strebe ich dann einzig dem finalen Ergebnis entgegen. Wenn die Umsetzung dann nach Stunden, Tagen oder Monaten abgeschlossen ist, man(n) verschwitzt vor seinem Werk steht und Zufriedenheit verspührt, dann hat sich die Arbeit einfach gelohnt.

Meiner Meinung nach brauchen vor allem Männer diese Projekte. Diese übergreifenden Aufgaben und zu lösenden Problemstellungen. Das Gefühl gebraucht zu werden und mit den Maschinen, dem Werkzeug eine gute Lösung zu entwickeln. Allerdings werden nicht alle Problemstellungen als würdig genug und als richtige Männerprojekte wahrgenommen. Erst wenn das nötige Interesse und die dazugehörige Motivation für die Problematik entfacht ist – dann kann das Projekt starten. Selbstverständlich macht uns die Lösung dieser Probleme auch sehr stolz und insgeheim grossen Spass. Den kurzen Rausch des Ruhms wenn etwas Kaputes repariert wurde (und vielleicht sogar besser als vorhin funktioniert) ist betörend und aufregend zugleich. Die werte Frau im Hause rollt hin und wieder gerne mit den Augen und kommentiert die Projektaktivitäten gegenüber anderen mit den Worten „(…) er ist da schon lange dran (…)“ oder „(…) hat sich da wieder hineingesteigert (…)„. Besonders amüsant zu beobachten ist, wenn sich die Frauen dann bei den eigentlich Umsetzungsarbeiten (während gebaut, gestrichen oder montiert wird) heranschleichen und äusserst interessiert beobachten, was nun genau geschieht.

An dieser Stelle möchte ich kurz ein Beleuchtungsprojekt vorstellen, welches vor ungefähr drei Wochen umgesetzt wurde.

Problemstellung: Wohnbereich ist zu dunkel.
Lösung: Mehr Licht.

Was sich einfach anhört, war tatsächlich eine knifflige Angelegenheit. Ein insgesamt ca. 5 Meter hohen Luftraum, eine 6 Meter lange LED-Lichterkette (Philips Hue Lightstrip) und mässige Freude was Arbeiten in luftiger Höhe angeht. Meine Planung war diesbezüglich lediglich durchschnittlich und es war noch eine gesunde Portion Improvisation notwendig. Mittels drei verschiedener Leitertypen konnte die Höhe schliesslich überwunden werden. Eines der stärksten, doppelseitigen Klebebänder auf dem Markt übernimmt die Aufgabe das installierte LED-Band zu fixieren, was (nebst der auch für Finger klebrige Angelenheit) kein grosses Problem darstellte. Während der Planungsphase erörterte ich mittels Prototypen aus Karton, ob der Spalt hinter dem Querbalken genug gross war, damit das LED-Band hindurch passte. Der Prototyp zeigte erfolgreich, dass dies sicherlich kein Hindernis darstellen sollte. Naja, sollte. Die Realität am Tag der Umsetzung bedeutete, dass der Lightstrip mit einer Silikonhülle daherkam (was ich nicht erahnen konnte) und daher wesentlich dicker war, als zu Beginn angenommen. Lange Rede, wenig Sinn: Ein Stück Schleifpapier, welches mit Panzertape zu einem individualisierten Werkzeug umgerüstet wurde, ermöglichte mir schlussendlich die schmale Öffnung hinter dem Balken etwas auszufeilen und zu vergrössern.

Liebe Männer, haltet euch bereit, die richtig wichtigen Projekte in Angriff zu nehmen. Wenn auch nicht sofort. Seid wachsam und greift an, wenn sie viel- und erfolgsversprechend sind. Aus dem Schatten. Wie eine wilde Bestie. Oder so ähnlich.

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